Ich geh‘ durch mei Karlsruh‘, lauf durch de Chrischtkindlemarkt. Laufe? Nei laufe kammer des net nenne, ich wer gschobe.
Voreme Stand mit Krippefigure bleibe stehe. E Frau schubste me uff d’Seit. Erwin schreitse, Erwin komm doch mal her!
Erwin, mit Weihnachtspakete belade, müd vom Rummel, schicksalsergebbe. Erwin schau doch mal diese prachtvolle
Muttergottes an, die will ich haben! Dobei hautse mer die Mutter Gottes beinah‘ uffs Hirn.
Ich bleib‘ stehe, weils me intressiert, was de Erwin dozu sagt. Mensche intressiere me immer, ich studierse.
Was koschtetse denn, frogt Erwin mit müder Stimm‘ Sie sagt de Preis, de Erwin schlickt, ich schluck‘,
prachtvoll isch se jo. Ach Erwin stell‘ dich nicht so an, leg noch was zu. Erwin holt die Blaue ausem Geldbeutel,
gottergebbe, ’s isch jo für was Heiliges.
O DU UNFRÖHLICHE
Die Frau schnappt ihr Muttergottes, klemmtse unner de Arm un bahnt sich ihrn Weg zum Glühweinstand,
de Erwin troddelt hinnerher.
Do mache mer mei Gedanke. offentlich kriegt die Muttergottes des wasse verdient. Mich hatse gstreift un ich denk‘
a für die hasch dein Sohn gebore, grad für die…
WEIHNACHTE
Plötzlich merke mei Weihnachte in mir drin,
’s Chrischtkindle isch do, de Markt nimmeh.
Uff eimol, ich weiß net wie’s kommt, werre in all‘ dem Rummel widder zu dem kleine Karlsruher Mädle,
wo am Babba seiner Hand am Heiligobend durch mei stilles Weihnachtskarlsruh‘ glaufe isch.
’s hat gschneit. Leise, ganz leise binne durch de Schnee gedibbelt, hab d’Schneeflocke mitem Mund uffgschnappt.
Am Union, des isch heut de Hertie, simmer immer stehe gebliebe. Nei Kinner, do hats noch kei Transformers, kei Barbies, kei Gameboys
in de Schaufenschter gebbe. Was ich ageguckt hab ware die Märchebilder, damals e technisches Wunderwerk, die hen sich bewegt,
war des e Uffregung! D’Hex‘ hat mitem Finger em Hänsel un Gretel gwunke, ihr wisst, dass des Märche gut ausgeht.
‚ Gänsemagd, wo’s Pferd Fallada mitem Kopf nickt un schwätze kann, kennt einer noch des Märche?
De Babba hat me nur schwer wegkriegt von denne Schaufenschter.
Weider simmer, still wars.
Weihnachte, du hasch’s rieche, fühle un schmecke könne. D‘ Mama hat uns nämlich middags immer fortgschickt,
hat geheimnisvoll geduh, Weihnachtsdisch, Gschenkle richte un so.
Am Ettlinger Tor isch noch de Schutzmann gstanne, den gibt’s immer noch längscht im Ruhestand, des war e Orginal!
Do hatter als von seim Podescht runnergepoltert, wenn einer sein Führerschein in de Baumschul‘ statt in de Fahrschul‘ gmacht hat.
Abber genau so freundlich warer widder. Die wenige Autofahrer hen aghalte, hennem sei Weihnachtspäckle gebbe, do hatter gstrahlt.
Ich habbem a immer e Päckle gebbe dürfe, do binne ganz ehrfürchtig uff sei Podescht nuffgeklettert, er hat me in de Arm gnomme
un sich bedankt. Mit hen kei Auto ghabt, abber weil mer immer so viele Johr in d’Südstadt zu meiner Dante gange sin, hatter uns gut kennt.
WEIHNACHTE
D’Straße ware uffem Heimweg menscheleer. Ich hab gmeint, de Babba un ich sin die einzigschte uff de Welt.
Heimkomme, ’s riecht nach Tannebaum un Brödle, nach Kartoffelsalat un heißer Fleischwurscht.
De Babba un mir Mädle hen Musik gmacht un alle hemmer gsunge. Ohne des geht nix. Des mache mer heut immer noch, do simmer
altmodisch. Dätet ihr mol euer Kassette weglasse? Singe dut gud.
Ich hab noch was deheim, 50 Johr ischer alt de Rudi, es biblisches Alter füren Teddybär. Er hat dausend Weihnachte übberlebt,
ich habbemn halber dot gliebt, des sieht mer. D‘ Holzwoll‘ guckt raus, zunähe? Ha des dut doch weh!
Kinner des wünsche euch, so en Freund, demer alles sage könnt, der Freud un Leid mit euch deilt. Mei Freundinne hen Puppe ghabt
mit echte Hoor, Mama hense gschrie, de Rudi hat immer bloß gebrummt. En Computer kammer net in de Arm nemme, net verschmuse,
die Barbies sin schee, abber kalt. Bhaltet zu allem euer Schloftierle, euer Schmusewindel, was warmes un weiches.
Do fallt mer noch was ei: Ich muss an des Gschichtle denke, wo d’Eltern ihnr kleine Sohn in e Azügle gsteckt hen, e Krawatt‘ musses a sei,
‚ s isch jo Heiligobend. Voller Stolz hensen de Verwandte vorgführt, dasser sage soll was Weihnachte isch. Gstottert hadder der kleine Kerl, hat
vergesse was Weihnachte isch, weiler sich vorher scho so arg hat pflichtfreue müsse, weilsem Sache gschenkt hen, die de Erwachsene, abber net
emme Kind gfalle hen. . Weihnachten ist… Weihnachten ist…D‘ Mudder guckt ängschtlich in d’Runde, d’Verwandte hen scho d’Stirn grunzelt.
Weihnachten ist…. Weihnachten ist…. Er stottert immer noch an seim Sprüchle. Na, sagt de Vadder streng, na, was ist Weihnachten, na??
De Klei zieht an seiner Krawatt, d‘ Mudder ischerer Ohnmacht nah, er isch doch sonscht so gscheit.
’s falltem net ei, was Weihnachten isch. Weihnachten ist das Fest der Liebe, du Dummkopf!
O DU UNFRÖHLICHE
Ich wünsch allene zu Weihnachte, bsonners de Kinner, feiert euer Weihnachte wie euch zumut‘ isch.
De Vädder wünsche kei Socke un kei Krawatte, de Müdder kei Pelzmäntel un Vorführkinner.
De Opas un Omas wünsche Erinnerunge an die eigene Kindheit, wos vielleicht scho so Rudis gebbe hat.
Allene net e Chrischtkind, wo mit Grause naht, sondern eins wo sich selber verschenkt.
O DU FRÖHLICHE
Diese Weihnachtsgeschichte habe ich für eine Kinderweihnachtsfeier geschrieben, sie hat auch den Erwachsenen so gut gefallen,
dass sie sie weitergegeben, weitererzählt haben. Ich habe sie viele Male im Rundfunk vorgelesen. Sie ist bis nach Amerika und Australien gelangt.
Es wurde mir berichtet, dass sie dort in der einen und anderen Familie, die ihre Wurzeln in Deutschland hat, am Heiligabend immer wieder gelesen wird –
in Karlsruher Mundart.
Aus dem Buch C’est la vie ihr Seggl (2004)
‚
Danke für Dei schön’s Weihnachtsg’schichtle, liebe Judith. Me kann se immer widder lese un höre. Do komme bei mir au Kindheitserinnerunge hoch. Mei Baba isch als au mit mir spaziere gange, während mei Mama daheim ’s Weihnachtsesse g’macht hat und vom Christkind die G’schenke in Empfang g’nomme hat. Dofür hab ich se immer beneidet. Des isch bei uns regelmäßig zum Fenschter reig’floge. „Wie hat’s denn ausg’sehe, was für Haar hat’s g’habt un was hat’s en ang’habt“, hab i mei Mama g’löchert, ich wollt’s immer ganz genau wisse. Un mei’n Baba hab i wohl au immer gut unnerhalte uff unserm Rundgang. Wie ma widder daheim ware, hat er zu meiner Mama g’sagt: „Liebe Zeit, des Kind! Die schwätzt em Deufel ’s Ohr weg!“ Aber ich war trotzdem alledem immer sein „Schatzematz“.
Ihr zwei , Judith un Petra, hedd en Babba ghat, wu Eich die Zeit, bis ’s Chrischtkinnl kumme isch, verkerzt hot un mit Eich drauß rumgloffe isch…
Gibt’s so Babbas heitzudag nimmeh ?
I froog desweege, weil i geschdern grad glese hab: “ Wir warten auf’s Christkind – Mit Hörbüchern geht’s besser ! „…
Hab gmoant, so „Hörbücher “ wäre ä Gschenk….awwer die braucht mer scheins vorher, bevor ’s Gschenke gibt, dass d‘ Kinner net zu so gloane „Zorniggel“ wärre, wu nix meh abwaade kenne (wie beim Buddy seinere Niggolaus-Gschicht), mi’m Unnerschied, dass d‘ Kinner heitzudag nimmeh noch’eme „Dambedei“ schreie dede un schun mit 5 Johr en „Master Truck“ zum Selwerbaue wolle !