19. September 2021

Wàhlfiewer

Edgar Zeidler

Kommentare

Wàhlfiewer

Wahlfieber in Deutschland. Steigendes Wahlfieber in Frankreich, jedoch mit beträchtlichen Unterschieden

Boll ìsch’s ìm Ditschlànd eso witt: „Bundestagswahlen“ heisst s Ereignis, wo e bìtsi vo dare Coviderèi àblankt. E zìmlig ìwersìchtigli Àglagaheit, denn jedi Pàrtèi presentiert ein Kàndidàt. Ìn de Umfroge zeichnet sich e historischer Sieg vo der SPD àb, wo momentàn zìmlig klàr vor der CDU/CSU un de Griene steht. Dàs Trio losst d Konkürranz (FDP, AfD, Die Linke) bleich üssah. Äb se àlli d fìnf Prozant Klauisel pàcke, steht ìn de Starne.
Wàs nìt ìn de Starne steht, àwer ìn der Verfàssung, ìsch àss der kìnftig Kànzler bzw. Kànzlere, wo eini vo dane Pàrtèie àls Spìtzekàndidàt vertrìtt, vom Pàrlamant gwählt wurd. Wie’s üsseht, kàt dàs numme pàssiere, wenn e Koàlition zwìsche 2 oder 3 Pàrtèie mìt eme üssghàndelte, gmeinsàme Regierungsprogramm stàttfìndt. Dàs färdert d Kompromissfähigkeit un der Dialog. Bref, e Symptom von ere gsunde Demokràtie, ohne Einmànn-Màchtfiewer.
Der Fàvorit heisst Olaf Scholz, Spìtzekàndàt vo der SPD, wo wie durich e Wunder üss eme Stìmmungstief wìdder ufftauicht. Dàs hät se sìcher hauiptsachlig ìn der Perseenligkeit vom Scholz ze verdànke. Do seht m’r, wie wìchtig e güeter Spìtzekàndidàt ìsch. D Pàrtèi un ìhr Wàhlprogramm ìsch viel, àwer hàlt nìt àlles…
Ìm Frànkrich stiigt s Wàhlfiewer aui, mìt viel meh „Kàndidàte“ àss es Pàrtèie hät! Unmäjlig ìsch jo nìt frànzeesch (impossible n’est pas français): einer (Xavier Bertrand) stellt sich ìm Nàmme von ere Pàrtèi uff (LR), won er üssgetratte ìsch! E ànderer, der Berüefs-Polemiker un Vieille France-Choleriker, E. Zemmour, wo mìt em Gedànke kokettiert sich uffzestelle, hät gàr kè Pàrtèi!
Wie kàt dàs sì? Dia Froj ìsch nìt numme bi unsere schwitzer un ditsche Nochber brachtigt. D Àntwort schlummert ìn der Verfàssung vo dare V. Repüblik, wo d Màcht ìn de Hand vom Presidant un sinere Pàrtèi (LREM) konzentriert. Sitter der letscht Reform, wo d Pàrlamantswàhle nooch de Presidantschàftswàhle feschtgsetzt hät, ìn der Hoffnung, àss d Pàrtèi vom Presidant d àbsolüt Mehrheit bekommt fer Reforme ohne Wìdderstànd uff d Gleise ze brìnge, hät sich da Personekult noch züegspìtzt. Verkehrti Walt ìm Verglich zum Ditschlànd (un der Schwitz)!
Ìmmer meh Stìmme verlànge e tiefi Verfàssungsreform, sogàr e VI. Repüblik. Gràd jetz, sitter dare sanitär Kris mìt em x-Mol verlängerte sanitäre Notzüestànd, wo e pààr Litt um der Macron ìm „Verteidigungsrot“ (Conseil de défense) wìchtigi Entscheidunge ìm stìlle Kammerla traffe, ohne àss ìm Pàrlamant e rìchtigi Debàtte stàttfìndt.
Mìt em frànzeesche Mehrheitswàhlracht, wo ìm Gwìnner vo de Wàhle unverhaltnismaßig viel Sìtz meh àss ìn de Verlierer gàràntiert, wurd ìn der Opposition pràktisch e Mülkorb uffgsetzt.
D Konsequanz ìsch, àss der Senàt, wo d LREM kè Mehrheit hät, oder d „Jüstiz vo der Repüblik“ (Cour de justice de la République) e Form vo Gejjemàcht dàrstelle. So ìsch ze versteh, àss d ehemolig Gsundheitsminischtere, d Agnès Buzyn, wajje ìhre verfahlt „Covid-Politik“, jetz àn der Prànger gstellt wurd, obwohl se noch vor der Explosion vo der Pàndemie, ìm Hornung 2020, zrucktratte ìsch. Sich d Folge üsszedanke, wenn kìnftig Mìnìschter numme noch Entscheidunge traffe, wo se gàràntiert vor dàm Sondergrìcht verschone, ìsch nìt schwar!
Wil d Opposition gàr nìt oder küm ìm Pàrlamant zu Wort kommt, fìndt der Protescht hàlt uff der Stroß stàtt (Gilets jaunes, Antipàss-Bewejjung). Politwìsseschàftler un Journàlìschte wie der Jean Quatremer („Libération“), verlànge, àss d Gwählti un d Pàrtèie wìdder meh beàchte ware un meh Màcht bekomme un àss d V. Repüblik, wo dàto ìme Einmànnregime glicht, tief reformiert wurd.
Ich aui fìnd dàs bìtter neetig. Denn mer müess sich dàs emol vor d Auige fiehre: D jetzigi Umfroje setze wie ànne 2017 d Le Pen un der Macron àn die zwei erschti Platz, obwohl LREM un RN bi de letschte Kommünàl-, Regionàl- un Départementwàhle e Wàhlwaterloo erlabt han!  Un ebber, wo kè lokàli un regionàli Verànkerung hät, sott fer d naachschti 5 Johr dàs Lànd regiere?
Unter Demokràtie versteh w i ebbis ànders. Villicht blìckt Frànkrich üssnàhmswis emol uffmerksàm uff d „Bundestagswahlen“ un setz sich mìt der ditsch (oder schwitzer) Regierungsform üssenànder? Dàs dat mi arràngiere. Denn sonscht müess i doch noch ànne 2022 ìn e achti Demokràtie üsswàndere…

Glossar

e zìmlig ìwersìchtigli Àglagaheit, eine ziemlich übersichtliche Angelegenheit
Gejjemàcht, Gegenmacht
brachtigt, berechtigt
Hornung, Februar
Umfroje, Umfragen

EZ
17/09/21

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