1. Oktober 2022

Oma so lieb.

Thomas Heitlinger

Kommentare

Oma so lieb.

Die Oma hat Dir Fünfhundert Euro überwiese, sagt die Mutter zum Sohn. Der Sohn guckt hinner kloine Auge vor. Geschtern Abend war es entweder arg spät oder heut morge zu früh.

Un jetzt, nuschelt der Sohn uff äm Canapee vun seiner Hottie’kaputz vor, wo mer’s G’sicht kaum sieht. Un jetzt, fragt der Sohn, was mach ich jetzt?

Die Mutter seufzt. O’rufe un Dich bedanke natürlich.

Un was sagt mer do?, fragt der Sohn mit müder Stimm?

Ja lieber Gott, was wird mer do sage. Danke halt! Du kannsch jo ä Lied dazu singe. Mutter schweift ab, in Gedanke. Früher gab es mol oiner. Heintje hat der g’heiße. Die Mutter lacht. Oma so lieb hat der g’sunge, Der war vielleicht so alt wie Du jetzt. Des wär mol was!

Moinsch, fragt der Bub. Er zückt sei Smartphone un googelt un lest vor:.

Oma so lieb, Oma so nett,
Ach wenn ich dich, meine Oma nicht hätt,
Wär’s auf der Welt, so traurig und leer,
Denn eine Oma wie dich gibt’s nie mehr.

Des isch jo grauslig, sagt er. Der Bub lässt der Heintje über’s Internet singe. Des langt sagt er entsetzt. Jetzt isch er richtig wach word. Nur die erschte Stroph, des langt. Des hält jo koin normaler Mensch aus.

Un Du moinsch des g’fällt der Oma? fragt er misstrauisch. Die Mutter zuckt mit der Achsel: Probier’s halt aus. Also früher, mein Oma, die hat des gern g’hört.

Gut, sagt der Bub, wenn Du es sag’sch! Wo isch än s’Telefon.

Die Oma isch am andere End. Sie freut sich, als sie die verschlafene Stimm vom Bub hört,der sich für’s Geschenk bedankt. Un außerdem sagt der Bub. Hab ich noch was.

Zur Unterstützung singt der Heintje über’s Smartphone mit. Aber scho bei „so nett“ singt der Heinte alloi weiter. Der Bub muss wie arg huschte. Bei „wär’s auf der Welt“ isch er wieder dabei. Aber bei „Dich gibt’s nie mehr“ liege der Bub un der Heintje weit auseinander. Jeder interpretiert des Lied des Lebens halt individuell anderscht. Nach der erschte Stroph isch mer fertig, man soll es net übertreibe.

Danke sagt die Oma am andere Ende. Danke Bub!

Un dann sagt sie. Jetzt Bub, sagt sie. Jetz tusch mir noch än große G’falle un mach’sch mir ä großes Geschenk! Was des sei soll, werde mir wohl nie erfahre. Es wird immer ä Geheimnis zwische äm Bub un der Oma bleibe un soll net an des Licht der Öffentlichkeit gezerrt werde,

Jedenfalls, soviel sei g’sagt.

Er hat in seinem spätere Leben des Lied seiner Oma nie mehr vorg’sunge.

2 Kommentare

  1. Petra RieBüh

    Haha! Ja, singe kann halt net jeder …

  2. Angelika

    Hallo Petra, ob’s um ’s Singe iwwerhaupt geht (dass dess „de Bub “ nimmeh mache sollt ) waiß i net, ’s haißt jo am Schluss , dass’er „des Lied“ nimmeh vorgsunge hedd…
    Ma misst halt s’u’gfähre Alder vun derre Oma vum Bu iwwerschlage…un wann die in der 60er gebore war, dann war dess „Oma so lieb…“ halt absolut net ehrn Geschmack…dann hedd die wahrscheinlich liewer was Rockichs gheert…“ , dann war de Heintje fa die „Schmalz“… odder ?
    Awwa dess isch a bloß e Vermudung vun mir…

    De Thomas verroots uns jo net, sell Geheimnis…