8. Oktober 2021

Kumadu statt Karlsruhe!

Thomas Heitlinger

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Kumadu statt Karlsruhe!

Kurz nach der Gründung im Jahr 1715 war für fast 20 Jahre die Stadt Karlsruhe ein Zentrum des
Feierns und der Feste, die durch den Markgraf Karl-Wilhelm initiiert und organisiert wurden. Opern
wurden aufgeführt, Karneval wurde gefeiert, jeder noch so geringe Anlass wurde genutzt, um eine
weitere Festivität einzuführen. Seinen Beamtenstaat hielt er kurz. Despotisch wie er war, durfte nur
er über wichtige Dinge entscheiden, und so gibt es Aufzeichnungen, in denen seine Beamten
vorsichtig anfragen, ob denn eine Katze angeschafft werden könne, derweil die Mäuse die Bücher
zerfressen würden. Jeden Dienstag hielt der Markgraf übrigens eine allgemeine Audienz für die
allgemeinen Bürger ab, in der sich jeder auch und vor allem über die Beamten beschweren konnte.
Diese Zeit der Feste fand jedoch bereits mit dem frühen Ableben seines Sohnes ein jähes Ende.
Karl-Wilhelm verfiel der Depression, entließ die Turmsängerinnen, die italienischen Musiker,
kleidete sich nur noch Schwarz und stellte alle Festivitäten ein um im Alter von nur 57 Jahren unter
tiefen Seufzern zu sterben.
Der gewitzte Markgraf hatte in seiner Egozentrik nicht ohne Grund die Stadt Karlsruhe genannt.
Denn nach seinem Ableben trat bis zum heutigen Tag eine fast gespenstische Ruhe ein. Kurz
vielleicht nochmal unterbrochen durch eine mondäne Zeit in den goldenen Zwanziger Jahren, aber
danach schloss sich ein bis heute andauernder Dörnröschenschlaf an.
Womöglich hat die Administration der Stadt und der Region bis heute in der DNA aus der
Markgrafenzeit verinnerlicht, dass es allemal besser ist lieber nix zu mache, als etwas falsch zu
mache. Nur so kann man sich die Situation in Karlsruhe erklären. Kurioser Höhepunkt der letzten
Monate in 2021 war aktuell im Februar ein ZOOM-Livestream zum Thema der Eisenbahntrasse
zwischen Genua und Rotterdam. Dieses zukunftsweisende Modell wurde vor 25 Jahre als
europäische Beschluss in Auftrag gegeben und in einer öffentlichen ZOOM-Session wurde
freimütig eingeräumt, dass für das fehlende Stück zwischen Karlsruhe und Mannheim die
Planungsprozesse noch nicht begonnen sind. Der Markgraf hat sicher seine Freude daran,
schließlich will er bei wichtigen Sachen gefragt werden.
Andere Fragestellungen wie Kultur und kulturelle Stillstand in der Region sind dagegen kleine
Fische. In Stuttgart ist man darüber nicht unfroh. Wo kein Bedarf gemeldet wird, ist auch kein Geld
auszugeben. Dann kann man etwas sparen, wodurch man dort vermutlich größte Freude in einer
hier unverständlichen Form der euphorischen Ekstase empfindet oder noch besser den eigenen
Umkreis um so besser ausstatten vermag.
Ändern kann man die Situation vermutlich nur systematisch. Der Name Karlsruhe scheint mit dem
Hinweis auf die „-ruhe“ die weitere Bewegung massiv zu behindern. Ein möglicher
Verbesserungsvorschlag wäre z.B. Känguru, womit aber die Silbe „Ru“(h) unglücklicherweise
erhalten bleibt.
Bleibt noch der Vorschlag Kucke. Mache. Du (der besseren Kompatibilität wird Kucke anstatt
Gucke verwendet um das Verkehrszeichen KA zu erhalten) und dies wird in die Kurzform Kumadu
umgewirkt.
Das sind aber alles nur Hirngespinste eines Kulturschaffenden aus Nordbaden.
Ganz mag selbst der Markgraf nicht mit den Zuständen zufrieden sein. Tritt man an einem Dienstag
an die Pyramide und berichtet über die Zustände in Karlsruhe und legt danach das Ohr an den
Seitenflügel so hört kann man die tiefen Seufzer des Markgrafen über seine Beamten auch noch
heute vernehmen.
Probieren Sie es ruhig aus

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