22. März 2021

Frühling

Judith Rimmelspacher

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Frühling

‘s wird frühling
des rieche
des fühle
des schmecke
eins wunnert me
dass d’leut bsonners d’männer
manchmol sage
sie wäre im zweite odder dritte
bloß weil se uruhig werre
wenn se e kurzes röckle sehe
des nenne se dann FRÜHLINGSGEFÜHLE
als ob se des net a im winter habbe könnte
für mich isch des scho frühling nummer vieresiebzig
ich freu me eifach
dasses des immer noch gibt
d’Blume wo mer ihr blüte entgegestrecke
riech me
d’sonn wo rauswill aus ihrm winterschloof
fühl me
d’bank wo me eiladet dasse me druffsetz
un mei erschtes eis schleck
schmeck me
un de garte wo ruft
‘s gibt arbeit ‘s isch frühling
un dann bete
lieber gott lasses in hunnert johr
a noch so sei
von mir aus a die kurze frühlingsröckle
uruhige männer mit zwei drei frühlingsgfühle
die abber erschtklassig
hauptsach frühling
immer noch
un widder un widder….

Aus dem Buch “Goldlack und Tipota” 1999
von Jürgen Friese und Judith Rimmelspacher

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