Ane, àne, ànekäie
Die semantische Unterscheidung zwischen ane und àne beruht allein auf dem hellen oder dunklen < a >
Zwei Wörter, die sich im Elsass sehr nahestehen und sich lediglich durch das helle < a > und das dunkle < å > unterscheiden1: ane heißt ’jenseits, drüben’: Ane àm Rhi, jenseits des Rheins, oder auch ’gegenüber’: S Hüss anedrà, das Haus gegenüber.
Aufgepasst! S anere Zìmmer ist das Zimmer vis-à-vis und s anere Tàl, das Tal auf der anderen Seite, und nicht etwa das andere Zimmer, s àndere Zìmmer oder das andere Tal, s àndere Tàl. Interessant das Adverb dane: ‘s ìsch dane, es liegt gegenüber.
In Basel sagt man ääne2: Äänen am Rii ìsch s Gläibasel, natürlich von Großbasel aus gesehen. „Nùmme grad der Rii rutscht äänedraa.“ Nur der Rhein gleitet jenseits davon. „Stoosch ìm Gässlì, äänedùùre gseesch dùr d Nacht d Ladäärne.“ Du stehst in der Gasse, drüben siehst du die Laternen durch die Nacht hindurch.
Interessant auch: ääneniine, drüben hinein; äänenuuse, drüben hinaus. Bemerkenswert in Bern verwendet man anenàche3, anefür im Sinne von ’drüben, auf der gegenüberliegenden Seite’, oder z aner(i)scht ane, drüben, ganz zu äußerst.
Mit dem dunklen /å/ ausgesprochen, entspricht im Elsass àne, gebildet aus an und hin. Es deutet stets auf eine Bewegung hin. „Wo wìtt àne?“ Wo willst du hin? Im Baseldeutschen schreibt man es aane. In Berndeutsch heißt es „Deert weimer àne!“. Dorthin wollen wir. Es ist oft mit einem zweiten Adverb, àànewaag, hinweg, verbunden. Ist es mit einem Verb assoziiert, dann funktioniert es wie eine trennbare Partikel: àànegoo, hingehen. In Baden steht es in den Formen ane, ani, oni, äni, und bedeutet in eine Richtung hin. „Es weiß nicht recht, wo’s ane will.“ (J-P Hebel) Es weiß nicht recht, wohin es will.
An Partikelverben fehlt es hüben und drüben nicht. Erwähnenswert das elsässische ànekäie, hinfallen, und das spektakuläre ànepflotsche, hinplumpsen. Wer in Mulhouse e Kleid ànefìtzt, hat eine gute Schneiderarbeit geleistet. Hingegen bedeutet: Ar hàt‘s ìhm ànekotzt, dass er eine verpfuschte Arbeit abgeliefert hat.
Schreibweise
1 In der Orthal-Schreibweise steht das < a > für das helle /a/ und < à > für das dunkle
2 In Baseldeutsch steht das < ä > für das überoffene /e/
3 Obwohl in Berndeutsch das helle /a/ mit < ä > geschrieben wird, belassen wir es bei < a >, der besseren Lesbarkeit wegen.
E. Zeidler, M. Gasser, F. Scheer-Nahor, E.P. Meyer
Quelle:
Mit freundlicher Genehmigung durch:
Rheinblick (c) , elsässisches Wochenmagazin, Beilage des Tageszeitungen L’Alsace und Dernières Nouvelles d’Alsace (DNA)
Bei uns am See (Konstanz-Paradies) seht mer au:
anikeie für hinfallen.
Ich kenne abi keie für runter fallen.