6. Juli 2025

Edgar Zeidlers Sprachstub: Knowlig un Zìnke oder Klìfze?

Edgar Zeidler

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Knowlig un Zìnke oder Klìfze?
Was Knoblauch eigentlich bedeutet, verrät dieser Beitrag
Der Knoblauch bedeutet ursprünglich ’der in Zehen gespaltene Lauch’. Die Entstehungsform aus dem 9. Jh., knobellou(c)h war ein Kompositum aus klubō, im Sinne von Zehe, und louch. In Mulhouse sagt man dazu Knowligzìnke, in Colmar Knowwelzìnke, wobei die Kürzel -lig und -el für Lauch stehen. In Straßburg wird Knewli gegessen, in Blienschwiller Knowli, im Sundgau Chnoblech oder Chnoblig. Ein Basler, der Gnooblauch oder Gnooblì sagt, wird das sicher genauso gut verstehen wie ein Kraichgauer, der Gnowlich mag, oder ein Badener, der Knoblig, Knowlig, Chnoblich oder Chnoblech isst. Im Wiesental sagt man über einen Politiker: „Mit dem goht s eim wie mit Chnobli: Entweder mer mag en oder s gruust eim.“
Kommen wir auf Zìnke, die Zehe, zurück. Ein interessanter Fall. In Straßburg sagt man Zeh, ähnlich wie im Standarddeutschen. In Colmar und Mulhouse verwendet man Zìnke, aber in Blienschwiller und Muttersholz sagt man Klìfze. Martin und Lienhart erwähnen Kläfzen, Kläfzg(en) in Horbourg und Ingersheim mit der Erklärung, dass es sich um die Zehe an Zwiebelgewächsen und an Knoblauch handelt. Dabei weisen sie sogar aufs Englische ’clove of garlic’ hin!
Die Winzer im elsässischen Winzerdorf Blienschwiller benutzten früher, um ihre Reben zu hacken, e zwëizìnker Kààrscht, eine Gabel mit zwei Zinken, wohl wissend, dass die Gebrüder Grimm, in „Deutschen Wörterbuch“, den ’Karst’ als Hacke mit zwei Zähnen beschreiben. Dass dieses Wort im 19. Jh. dann eine ausgelaugte Gebirgslandschaft bezeichnet hat, rührt von dem gleichnamigen kroatischen Gebirge her. Auch im Sundgau entspricht Zìnke dem deutschen Zinken, an Geräten wie Gabel oder Rechen. Und siehe da, es bezeichnet auch, wie im Badischen, eine dicke oder große Nase!
Bei Lauch, Lauich oder Läuch müssen wir noch folgendes hinzufügen. Wenn im Elsass e Mànn oder e Fraui dur der Lauich gànge ìsch, wurde eine Unglückliche bzw. ein Unglücklicher sitzengelassen. In Basel heißt ìm Lauch ’ganz weit draußen, abgelegen’, sozusagen in der Pampa. Und ìm Lauch stoo ist nichts anders als blöd dran sein.
Eine letzte offene Frage: woher kommt denn in Deutsch Porree, das Synonym für Lauch? Klar, die „frankophilen Käselutscher“ haben die Lösung auf der Zunge: aus dem altfranzösischen porrée, heute poireau, entnommen aus dem Lateinischen porrum. Tja, die alten Römer haben uns eben nicht nur den Wein gebracht…
E. Zeidler, J.C. Meyer, M.M. Jung

Mit freundlicher Genehmigung durch:

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