8. September 2024

Edgar Zeidler’s Sprachstub: Bossle, Bosget, der Bossel màche

Edgar Zeidler

Kommentare

Bossle, Bosget, der Bossel màche

Wer ist hier der Boss? Sicher nicht diejenigen, die der Bossel màche

Hat der Ausdruck der Bossel màche etwas mit dem französischen Nomen bosse (Beule) zu tun oder mit dem Verb bosser, arbeiten? „Ich kà bi dane nùmme der Bossel màche!“, beklagt sich eine elsässische Putzfrau. Der Bossel ist demnach jemand, der eine wenig beachtete Arbeit verrichten muss.
Das Verb bossle hängt vielleicht mit dem Althochdeutschen bozzan, schlagen, zusammen. Jedenfalls weist das Verb bossle in Zusammenhang mit Boße, ein größeres Bündel Getreide, das beim Dreschen geschlagen wird, darauf hin.
Fest steht, dass bossle vieldeutig ist. Zum einen bedeutet es ’unangenehme, wenig ertragreiche Arbeiten verrichten’. In Baden kann bosseln aber einen anderen Sinn haben, nämlich tüfteln. Dazu passt auch die Bosslärwed, eine schwierige Arbeit im Kraichgau.
Bosseln kann in Deutsch auch kegeln bedeuten. Im Süden des Elsass sagt man cheigle oder keigle, in Colmar kèjle und in Straßburg keejle. Der Kegel (ahd. kegil) ist dann jeweils der Cheigel oder Keigel, d Kèjl oder s Keejel. Lustig, das Sundgauer Wort für die Kugel im Kegelspiel: s Cheigechugelé! In Blienschwiller bezeichnet das Diminutiv Kejjele die Murmeln. Frage: ist etwa das Verb käie bzw. kéie, stürzen, umfallen, aus dem Kegelspiel geboren?
Doch mit bossle kann noch etwas ganz Anderes gemeint sein. In der Ortenau und im Kaiserstuhl bedeutet es nämlich ’ans Fenster klopfen’ oder ’nächtliche Streiche spielen’. Aus Amoltern am Kaiserstuhl wurden an den Donnerstagen in der Adventszeit Bohnen oder Welschkorn an die Scheiben geworfen. Man nannte diese Nächte Bosselnächte. Anderswo nahm man dazu Nussschalen oder Erbsen. Auch derbere Späße wurden gemacht, wie die Betten der Mädchen heimlich an den Baum hängen (Teningen) oder einem Bauern das fein aufgeschichtete Holz im Hof umherlegen (Allmannsweier).
Zum Abschluss noch ein Wort zu bosge, im Sinne von ’eine Bosheit verüben’. Bei Hebel heißt es: „Het er näumis (etwas) bosget, se will i’s nit veroote.“ In Bern fragt der erzürnte Vater den Lehrer seines Sprösslings: „Was het er de itz wider boosget?“ Was hat er denn jetzt wieder angestellt? Und der Chefredaktor des Wörterbuchs „Schweizerisches Idiotikon“ fügt hinzu: „Boosge, früher verbreitet im Norden der Schweiz, aus ahd. bosigen, Böses wollen, wurde meistens im Zusammenhang mit Kindern verwendet, die ’aus Bosheit oder Mutwillen Schaden stiften’.

F. Scheer-Nahor, E. Zeidler, J.C. Meyer, T. Heitlinger, E.P. Meyer

Quelle:

Mit freundlicher Genehmigung durch:

Rheinblick (c) 2024 , elsässisches Wochenmagazin‌, Beilage des Tageszeitungen L’Alsace und Dernières Nouvelles d’Alsace (DNA)

 

1 Kommentar

  1. Petra RieBüh

    Des isch jo wirklich e vielseitig’s Wörtle! Alle Achtung! – Erscht hab i denkt, ’s isch vielleicht so was wie „bussle“, also „abbussle“ und kommt von „Bussi“ (?) Aber – Pfeifedeckele! Mit Küßlen hat des nix zu duhn.. – Isch aber aa so recht.