14. September 2024

Du liebe Zeit!

Petra Rieger-Bühler

Kommentare

Zeit isch Geld,

Geld isch Zeit –

was für en bleeder Spruch!

Zeit isch Liebe –

scho besser,

aber au net g’nug!

Zeit isch Glück,

gucksch vor un z’rück –

verliersch Di doch im Augeblick.

 

Kei Zeit? Gebt’s net!

Nemm se Der doch, die Zeit,

wenn D‘ dringend mol was mache willsch!

Jetzt un einfach so!

Un trotzdem hasch als irgendwie

dann doch kei Zeit.

Wieso?

’s isch wie verhext!

Sie rennt, sie huscht,

verflüchtigt sich wie Gas,

verbaßt, vertrödelt aa manchmol –

für was?!

En Duft, e Lied –

Erinnerung, wo uns als narrt,

Vergangeheit un Gegewart.

E Uhr bleibt stehe,

d‘ Zeit, die läuft,

die kann net annerscht als vergehe,

ob D‘ schaffe musch, ob D‘ nix machsch, schwoofsch,

egal, ob D‘ wach bisch oder schloofsch,

ob D‘ jung bisch oder alt –

ich zähl se einfach gar nimmeh, die Jahr!

Die ganz Geborzdagshyschterie,

was kommt, was war,

isch Krampf, die lasst mi kalt!

De Wecker tickt

wie d‘ biologisch Uhr!

Hä? Wie, wo, was? – Wer sagt en des?

Der ganze Wettlauf mit de Zeit –

von G’mütlichkeit

kei Spur. (??!!!)

I frog mi, was isch los?

Isch Zeit vielleicht en Maßstab bloß?

 

En Zukunftstraum,

net greifbar, habhaft,

un aber aa kei G’spinscht!

Oschter-, Frei- un Winterzeit,

Spargelzeit, Erdbeerzeit,

Eiszeit, Kinder-, Jugendzeit!

Mol z‘ korz, mol z’lang,

warum verdammt no mol

vergeht die Zeit so schnell

un manchmol aa viel z’ langsam als?!

Un isch jo nach de Uhr doch immer gleich?!

Zum Schein?

Was geht, was bleibt?

Was hält se denn bereit,

die Zeit, für uns, für mich –

un wer net geht do mit de Zeit,

isch der dann hinner’m Mond daheim?

 

Schöne Zeit, schlimme Zeit,

Auge zu un durch!

Du liebe Zeit, ich weiß nimmeh:

Bisch eigentlich mei Freund oder mei Feind?!

Nur so – ‘s war net persönlich g’meint.

’s kommt wohl druff aa, wie ma’s duht geh

un was debei alles isch g’scheh. (?!)

Zeit isch so koschtbar,

scho als Kind,

wenn wie de Sand se grad so in de Hand

zerrinnt

un später in de Eieruhr.

En Dag, e Woch, en Monat, ja,

Termin getaktet durch un durch

als Stückel vom Kalenderjahr.

Schad drum,

find i irgendwie.

Un überhaupt, bringt net grad sie, die Zeit,

au so e Art Veränderung?

Die 70ger, die 80ger –

schwelge in Noschtalgie,

Mode, Musik, Kunscht, Politik –

alles zu seiner Zeit –

ja scho, aber wo isch se hie?

Des ganz Gedöns, Gehetz, Gemach,

i komm zu spät,

na und, wo isch’s Problem?

Des isch allei mei Sach!

So! Drum leb i in de Dag nei do

grad so wie mir des g’fallt,

ganz heimlich, zwanglos, zeitlos schee,

de Zahn der Zeit, der nagt als halt,

was soll’s, ich bin net alt,

okay?

Genieß es doch, un sei net dumm!

’s war bloß e Leihgab, uns’re Zeit,

des schönschte G’schenk uff dere Welt,

un irgendwann isch’s rum!

Am Aafang moinsch, des dauert ewig,

‘s isch alles noch so endlos weit bis dann,

und irgendwann

do wird d‘ Vergangeheit so lang,

do denksch: oh Mann!

War doch für uns d‘ ganz Lebenszeit

nix anneres als – Endlichkeit????

3 Kommentare

  1. Judith Rimmelspacher

    Das ist aus dem Herzen gesprochen, liebe Petra. Mir tun alle Menschen leid,
    die immer sagen, sie haben keine Zeit, müssen erst in den Kalender schauen.
    und die Rentner vor allem, die haben oft die wenigste Zeit.
    Schon Wilhelm Busch sagte: Eins, zwei, drei im Sauseschritt eilt die Zeit, wir
    eilen mit. Du hast das alles treffend beschrieben, eine Zeitreise ist das, danke
    dafür.
    Wiliam Shakespeare sagt: Nur wer sich Zeit NIMMT, hat sie auch…..

  2. Angelika

    …un Du selwer hosch’der a viel Zeit gnumme fa so e langs Gedicht mit viel Wohrem drin !

  3. Irmtraud Bernert

    Liebe Petra, des Gedicht hasch wirklich zeitlos schee gschriwwe!