6. Dezember 2024

Die G’schicht vom Weihnachtsmann

Thomas Heitlinger

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Die G’schicht vom Weihnachtsmann

Also, sagt mein Freund, der Friseur. Des isch wirklich passiert. So um der 6. Dezember, äm späte Nachmittag, wird es g’west sei. Es hat schon gedämmert, es wird ja um viere schon anfange dunkel. Ich bin vor meim Lade g’stande, hab grad koi Kundschaft g’hat, do seh ich ihn von weitem die Straß entlang komme. Der Weihnachtsmann, so wie mern sich vorstellt. Er hat schwarze Lederstiefel, än rote Kittel mit weißem Besatz o, er hat ä rote Kapuz uff äm Kopf, än weißer Bart rund um’s G’sicht rum un än Jutesack uff äm Buckel.

Schon von weitem isch von ihm so ä freundliche Stimmung ausgegange. Un wie er so uff der Straß lauft, geht er an der Metzgerei vorbei, un ich seh wie der Metzgermeistschter höchstpersönlich rauskommmt un ihm so än kloiner Schinke zu steckt. Es war ä gutes Jahr, sagt er. Un um sie rum isch plötzlich so ä freundliches Glitzern wie von tausend Stern.

Dann geht der Weihnachtsmann weiter, er kommt aber net weit, er geht an dem Tante Emma-Lade vorbeigeht un die Tante Emma kommt selber raus, un ich seh, wie sie dem Weihnachtsmann so än kloiner Boxbeutel in die Händ drückt. Ä schönes Fescht! Jo, es isch net viel un do isch es wieder, des glückseelig Glitzern un des G’fühl, wie es nur in der Vorweihnachtszeit uffkomme kann.

Un weiter geht der Weihnachtsmann, am Bäckerlade vorbei. Un raus kommt die Verkäuferin, un sie steckt im än Dampedei zu und wieder glitzerts un funkelts weihnachtlich. Ä schönes Fescht.

Ja, un dann geht er weiter und plötzlich steht er vor mir, der Weihnachtsmann. Guter Mann, sag ich zu ihm. Ich kann Dir nix gebe, aber än Haarschnitt wär für umsonscht, des isch immer noch besser wie nix. Komm rei, un setzt Dich uff der Sessel. Do verschrickt uff oi’mol der Weihnachtsmann. Des isch net notwendig, sagt er. Er hätt’s doch eilig, er hätt noch viel zu tue.

Komm jetzt, sag ich zu ihm, mach doch koi Sache. Es wär wirklich net notwendig, sagt er un er drückt wieder zur Türe naus, aber ich halt ihn am Krage, so kommt der mir net davo.

Naja, jetzt ich krieg der Bommel von seiner Mütz zu fasse, un zieg sie ihm vom Kopf runner, er will sie noch mit zwei Händ uff äm Kopf b’halte, aber es nützt nix un mir kriege alle zwei än Riese’schreck. Do guckt er bedauernd un lacht, un ich kann net anderscht, ich muß mitlache und dann funkelts und glitzerts a bei mir, un mich umfasst die weihnachtliche Glückseeligkeit.

So war des sagt mein Friseur. G’nau so. Ja, sagt er un seufzt tief. So isch des halt, der Weihnachtsmann hatt mei Hilf net brauche könne.

Tja, sagt er ä bissle traurig. Was halt koiner weiß. Der Weihnachtsmann hat nämlich ä Glatze!

 

aus Dunnerlattich (c) 2013

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