28. Juli 2025

Begriffsbestimmung Dialektsprache/Dialektkultur

Thomas Heitlinger

Kommentare

Im Zuge der 2. Studie zur Lage der Dialekte in Nordbaden, die im November 2025 veröffentlicht werden soll, werden bereits heute Teilaspekte herausgegriffen und veröffentlicht. Es macht Sinn zu nächst eine Begriffsbestimmung durchzuführen, die im Anschluss eine quantitative Bestandsaufnahme erlaubt.

Begriffsbestimmung Dialektsprache/Dialektkultur

Wenn über Dialekt gesprochen wird liegt in der Regel kein differenzierte Bild vor, sondern man glaubt sich oft ohne weitere Reflektion des Kontextes in der Sache sicher.

Dialekt stellt nach wie vor eine starke Identifikationsfunktion in einer Region dar. Region lässt sich ls einen auf der Landkarte eingrenzbaren Bereich bezeichnen, der aufgrund der historischen Entwicklung eine eigene, von der Hochsprache abweichende Lautmelodie sowie eine Abwandlung des gesprochenen Worts in Form des Dialekts feststellbar macht. Damit wird Dialekt zu einer regionalpolitischen Identifikation deren Behandlung und Förderungen seitens der Administration nach den Prinzipien der Gleichheit und Ausgewogenheit als auch der Bedürfnis einer regionalen Verortung von Menschen zu erfolgen hat.

Es ist jedoch in der Begriffsbestimmung wichtig zwischen der allgemeinen Verwendung von Dialekt im Alltagsgebrauch, kurz der als Dialektsprache als gesprochenes Wort, und im Gegensatz dazu der Verwendung des Dialekts in der Verschriftlichung als Kulturgegenstand im Sinne von Dialektkultur zu differenzieren.

Diese Form der regionalen Dialektsprache ist im Südwesten bis heute allgegenwärtig und ist bis heute nicht gefährdet. Die gesprochene Dialektsprache lässt sich jedoch nicht festhalten und existiert damit inhaltlich und zeitlich nur temporär. Eine Erhebung anhand von Dialektsprechern wäre zudem ein Akt der individuellen Abfrage: Persönlich diskriminierend und allenfalls nur empirisch aussagefähig.

Im Unterschied dazu ist die Dialektkultur (in der Basis als geschriebenes Wort) besser zu einer Feststellung der aktuellen Situation geeignet. Die Zählung von Dialektkultur in der Anzahl veröffentlichter Essays, Bücher, Schauspiele, Lesungen, Musikstücke oder weiterer auf Verschriftlichung beruhenden Inhalte (im Sinne einer Inventarisierung auf alles, was sich im öffentlichen Raum nachweisen lässt) bezogen kann auf eine Zeiteinheit und ihrer Repräsentanz erfolgen und in einer zeitlichen Dimension dargestellt werden.

Im weiteren, orientiert sich die vorliegende Studie an dieser Abzählbarkeit als Indikation von Dialektkultur in den verschiedenen Kanälen.

Anmerkung: Die Verschriftlichung von Dialektkultur wird in fortgeschrittener Form oft streng reglementiert und zum Teil in eigenen Wörterbüchern festgelegt und definiert. Diese Fragestellung kann dann hilfreich sein, wenn über eine ausreichende kritische Masse an Dialektexperten verfügt werden kann. Diese kritische Masse lässt sich im Bereich Nordbaden, wofür der Autor dieser Studie sprechen kann, längst nicht mehr erreichen.

aus: 2. Studie zur Lage der Dialekte in Nordbaden. (c) 2025 Thomas Heitlinger

2 Kommentare

  1. Elfi Neubauer-Theis

    Lieber Thomas, die Verschriftlichung des Dialekts ist sicher problematisch, da viele Lautvarianten gar nicht geschrieben werden können. Man müsste sich der phonetischen Lautschrift bedienen und das wäre für die Leser/innen wiederum eine Zumutung. CD-Aufnahmen haben dem gegenüber den großen Vorteil, dass sie akustisch exakt abbilden. Sie machen auch einen Teil der Dialektkultur aus. Bietet nicht auch das Internet gute Möglichkeiten der Tradierung von Dialekt ohne schriftliche Fixierung? Hier sehe ich für den Dialekt interessante Wege.
    Viele Grüße
    Elfi

  2. Thomas

    Liebe Elfi,

    vielen Dank für Deinen Kommentar. Man könnte soviel tun, aber es fehlen die Ressourcen und auch die notwendigen Kapazitäten dafür.

    Gruß vom Thomas