Badische Gutsele, Januar 2024, Rückblicke – Ausblicke
Ein Essay von Thomas Heitlinger © 2024
Im Rückblick auf 2023 ergibt sich die Entscheidung, die „Badische Gutsele“ als eigenständiges Projekt weiterzuführen. Denn die „Badische Gutsele“ bleiben, das zeigt die Bilanz, außerordentlich erfolgreich.
Mit den seit Beginn annähernd 1.000 veröffentlichten Mundartbeiträgen aus Nordbaden, im Jahresschnitt circa 300 Stück , konnte auf der Website fast jeden Tag ein Beitrag aus der gesamten Bandbreite der aktiven Autoren präsentiert werden.
Für die zugehörige und kontinuierlich wachsende Gruppe in Facebook wird für Ende 2024 ein Anstieg von 2.000 auf 3.000 Mitglieder prognostiziert. Ein großer Verdienst und Dank gilt hier der Kooperation mit dem „Badenkanal“ und namentlich ihrem Betreiber Bernhard Asal aus Waldkirch.
Auch wurden in 2023 insgesamt 3 öffentliche Veranstaltungen unter dem Label „Badische Gutsele“ organisiert und erhielten viel Publikumszuspruch.
Und nicht zuletzt wurde der Austausch über Grenzen hinweg gepflegt und intensiviert. Die Kooperation mit Edgar Zeidler im Elsass darf hier dankenswerterweise erwähnt werden.
Doch diese positiven Zahlen aus den „Badische Gutsele“ sind nur auf den ersten Blick eine gute Nachricht. Denn Mundart in Baden-Württemberg ist längst auf dem institutionellen Rückzug und wird, wenn überhaupt, nur noch in homöopathischen Dosen verabreicht. Auch jüngst unternommene politische Initiativen ändern das kaum.
Das Thema, die Auseinandersetzung sowie die inhaltliche Beschäftigung ist in der öffentlichen Wahrnehmung als Breitenwirkung nicht mehr präsent. Die Bewertung des Themas „Dialekt“ verändert sich damit von prekär zu einer privaten Angelegenheit.
Dagegen zeigt die gute Annahme und die nachweislich hohe Akzeptanz der „Badische Gutsele“, dass Menschen aktiv nach Ausdrucksformen für ihre Dialekte suchen.
Projekte wie die „Badische Gutsele“ sind jedoch nicht dafür geeignet, das Thema wieder zum Leben zu erwecken. In der Folge der absehbaren Entwicklung verliert sich der Dialekt in den privaten klein dimensionalen Bereich und wird maximal dort seinen Platz finden
Aus dieser Erkenntnis heraus wird das Projekt neu ausgerichtet und auf die individuellen Bedürfnisse der aktiven Autoren hin zugeschnitten. Damit ist der Dialekt in der Projektbetrachtung zwar endgültig eine Stück privater Subkultur geworden. Gleichwohl ergeben sich aus dieser Veränderung in der Konsequenz mehr Chancen als Risiken, auch weil nicht einer vorgegebenen Mainstreamkultur oder politisch-barockem Denken gefolgt werden muss und damit Platz und Raum zum Experimentieren entsteht.
Leider ist es auch in 2023 nicht gelungen, ein dauerhaftes Geschäftsmodell für das Projekt zu finden. Der Leistungsumfang bleibt damit durch die zur Verfügung stehenden privaten Ressourcen limitiert.
Und trotzdem ist es erstaunlich, dass mit winzigem Budget eine derartige Wirkung erzeugt werden kann. Es ist nicht auszudenken, welche Aktivitäten mit Budget erreicht werden könnten!
Aber auch im neuen Jahr 2024 will das Das Projekt „Badische Gutsele“ diesen kreativen Raum weiterhin für seine aktiven Autoren geben und fördern.
Wie in 2023 freu ich mich schon heute über jeden Beitrag.
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