29. November 2022

Adventskalender

Thomas Heitlinger

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Adventskalender.

Dreissigschert November : Bub, sagt die Oma zu mir. Bub, lauf geschwind. Es wird Dezember un ich hätt gern än Adventskalender. Koi Problem, sag ich zur Oma. Aber oiner mit was drin! Sagt die Oma. Do fällt mir ei, dass es letzsches Jahr großes Theater mit dem Kalender war, weil die Oma ä bissle Zucker hat. Aber lieber Gott. Oin Tod musch sterbe, ich besorg also noch am selbe Tag än Adventskalender. Ich spar net, es isch oiner mit ordentlich Praliene drin!

Erster Dezember: Wie ich zu der Oma komm, isch der Kalender weg. Wo isch der Kalender will ich wisse. Die Praline ware schlecht, sagt die Oma, ich hab ihn fortg’schmisse. Oh, Oma, stöhn ich. Was will mer mach Bub, sagt sie. Bringsch mir halt än neuer?

Zweiter Dezember: Der Kalender isch diesmal von der Confiserie. Trüffelpraline mit Alkohol. Spezialmischung. Mhmm, sagt Oma. Des isch aber mal än guter.

Dritter Dezember: Wie ich zu der Oma komm, isch sie grad bei der Tür Nummer 20. Wunderbar sagt sie, un isch um der Mund schokoladeverschmiert. Oma, sag ich. Hasch jetzt 20 Türle g’fresse? Ach waisch, sagt sie, ich bin halt meiner Zeit voraus. Hat’s noch oiner, der war net schlecht!

Vierter Dezember: Ich bin beim Ei’kaufe, desmol hab ich än oifacher Kalender g’nomme. 2,99 Vollmilch, preisreduziert. Vor mir isch ä älteres Ehepaar. Die Schneiderleins, die immer mit der Oma MauMau spiele. Sagt der Herr Schneiderlei. Hätt sich der Bub mol pünktlich zum Dezember um sei Oma un der Kalender kümmere könne. D’Oma hat sich bei uns schon beklagt! Un dann so ä lumpiges Ding. Geizkrage, zischt die Frau Schneiderlein. Elender Geizkrage.

Ich geh wieder zurück in der Lade un kauf 20 Adventskalender. Schneiderleins sin schon fort. Ich bring die Kalender der Oma. Do guck, sag ich 20 Kalender, 24 Türle, für jede Stund oiner. Des muss jetzt lange.

Fünfter Dezember: Wie ich zur Oma will, steht der Kranke’wage vor der Tür. Isch was passiert, will ich vom Sanitäter wisse. Noi nix schlimmes, sagt der. Wird schon wieder. Schneiderleins komme ums Eck, in der Hand än Adventskalender, der Notarzt än Haus. Wer hat dann der Oma die viele Schokoladekalender bracht, will er wisse. Die ware’s sag ich, un ich zeig uff die Schneiderleins.

Jedenfalls isch die Oma uff äm Weg der Besserung. Ich hab ihr än neuer Kalender gebracht, mit adventlicher Bildmotive hinter jedem Türle. Ä Bild von ä’rer Kerze, oder vom Adventskranz oder Weihnachtsbaum vom Knecht Ruprecht oder vom Weihnachtsmann oder so ähnlich. Bis heut hat sie noch koi Türle uffg’macht.

Des isch praktisch. Den könne mir nächschtes Jahr wieder nehme!

aus „Stutze’bock“ (c) 2023

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